Wir bieten einen Bildungsurlaub zum Thema Klima – Boden – Kompost an. Der Bildungsurlaub findet im September 2023 statt und geht über drei Tage.

Wann: 24. – 26.04.2024
Veranstaltungsort: Berlin
Anerkennung: Brandenburg: Veranstaltung zur politischen Weiterbildung
Teilnahmegebühr: 300 EUR (ohne Unterkunft)
Teilnehmerzahl: Mindestens 8, maximal 18

 
 

Klima – Boden – Kompost. Die umweltpolitische Bedeutung des Bodens und Ideen zu einer neuen städtischen Kompost-Infrastruktur

Boden ist Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen. Er dient sowohl dem Anbau von Nahrungsmitteln als auch der Wasserspeicherung und -reinigung. Außerdem sind Böden – zusammen mit den Ozeanen – der größte Kohlenstoffspeicher auf der Erde. In den weitestgehend versiegelten Flächen der Stadt finden Menschen wenig Raum, um sich selbstständig mit dieser zentralen und ihnen oft unbekannten Ressource zu beschäftigen. Um die umweltpolitische Bedeutung des Bodens für den Klimaschutz zu begreifen und ökologisches Handeln zu motivieren ist es wichtig, den Boden kennen und schätzen zu lernen!

Workstation – Ideenwerkstatt Berlin e.V. hat langjährige Erfahrung mit Umweltbildung in urbanen Gärten. Miren Artola, die das Projekt BodenschätzeN ins Leben gerufen hat, beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema Boden, Umweltpolitik und Klimawandel. Ein Schwerpunkt des Vereins ist die umweltpolitische Bildung, insbesondere für Menschen, die noch wenig Möglichkeiten hatten, den Zusammenhang zwischen Boden und Klima zu erfahren. Das Projekt BodenschätzeN zielt auf den Aufbau einer Kompostinfrastruktur in der Stadt, um den Bürger*innen einen unmittelbaren Zugang zum Thema Boden und Klima zu geben, und ihnen nebenbei zu ermöglichen, ihr Bio-Gut auch innerstädtisch zu verkompostieren und sich darin sachkundig zu machen. Das Projekt findet im Herzen Neuköllns statt, im Prinzessinnengarten auf dem neuen St. Jacobi Friedhof.

Lernziel

In drei Tagen wollen wir den Kursteilnehmer*innen Grundkenntnisse über Klima, Boden und Kompostierung vermitteln. Dabei wird nicht nur die Bedeutung alter Kulturtechniken für die Gewinnung eines fruchtbaren Bodens, der Kohlenstoff und Wassers speichern kann, deutlich werden, sondern auch, wie wichtig Boden ist, um mit Hitze- und Dürreperioden auch in der Stadt zurechtzukommen. Im Anschluss an das Seminar werden die Teilnehmer*innen in der Lage sein, eigenständig einen Kompost anzulegen und zu pflegen und sich darüber hinaus umweltpolitisch mit der Bedeutung von Boden in Zeiten des Klimawandels auseinanderzusetzen.

Themen und Inhalte

Die ökologische Funktion des Bodens

In Zeiten großer Dürreperioden spielt Boden eine entscheidende Rolle. Boden kann Wasser und Kohlenstoff speichern und, je nach seiner Eigenart, das Gedeihen unterschiedlicher Pflanzen befördern. Diese Pflanzen wiederum tragen zur Abkühlung der Luft bei, zur Sauerstoffgewinnung, als Nahrungsquelle und zur Speicherung von Wasser. Gerade auch in Städten werden Grünflächen zunehmend wichtig. Wir wollen die Bedeutsamkeit nicht versiegelter Flächen in einer Großstadt diskutieren und praktisch erfahrbar machen.

Das Ökosystem des Bodens

Was ist eigentlich Boden? Ist es eine Ansammlung von Mineralien, Steinen und organischen Stoffen oder ist es ein lebendiges Mikrobiom wie unser Magen-Darm Trakt? Was zeichnet guten Boden aus und wer oder was definiert, was das Wort „gut“ auszeichnet? Wir wollen gemeinsam mit den Kursteilnehmer*innen den Boden und seine Bewohner*innen kennenlernen. Denn der Boden ist keine einheitliche Masse sondern auch Wohnstätte für unzählige kleine, teilweise nur mit dem Mikroskop wahrnehmbare Tiere, für Bakterien, Pilze und die Wurzeln der Pflanzen.

Gewinnung von Humus in der Stadt

Die Gewinnung von Humus in Städten ist ein historisch altes Thema. Ohne Humusgewinnung ist etwa die Geschichte von Mexiko Stadt nicht denkbar: eine ausgefeilte Kompost-Infrastruktur erlaubte Mexiko Stadt überhaupt erst, eine Größe zu erreichen, die mehr als 100.000 Menschen umfasste und ernähren konnte. Unser heutiger Umgang mit biologischen Abfällen und das Bewusstsein dafür ist vergleichsweise unterentwickelt. So scheidet die Vergärungsanlage der Berliner BSR zwar im Ländervergleich ganz gut ab, doch bleibt die Mülltrennungs-Logistik abstrakt. Die Bürger*innen haben wenig Gelegenheit, einen Bezug zu ihrem eigenen Abfall zu knüpfen. Daher behandeln sie ihn aus Unkenntnis oft lieblos und auf eine Weise, die Ungeziefer und Ratten anzieht sowie Gestank verbreitet. Was im Alltag nach dem Motto „aus den Augen aus dem Sinn“ verschwindet und Experten überlassen wird, ist in unserem Seminar ein Rohstoff, aus dem wertvoller Humus wird: BioMÜLL verwandelt sich in BioGUT! Dazu gehört auch, ein Bewußtsein dafür zu erlangen, wie BioGUT verarbeitet und gelagert werden kann, so dass deutlich weniger Ratten angezogen werden als bei der jetzigen Praxis städtischer Müllabfuhr und auch keine schlechten Gerüche entstehen.

Seit vielen Jahren gibt es weltweit eine Bewegung des Urban Gardenings, in der auch unser Umgang mit Bio-Gut thematisiert wird. Für Deutschland ist Berlin ein Vorreiter. So wurden insbesondere der alte Prinzessinnengarten in Kreuzberg oder auch das Allmendekontor auf dem Tempelhofer Feld über Berlin hinaus bekannt, beides Projekte, an denen Miren Artola und BodenschätzeN mitwirkte. Somit gehört BodenschätzeN zu den Vorreitern, welche die Frage nach modernen Formen städtischer Kompost-Infrastrukturen aufgeworfen haben. Wir werden die Möglichkeiten und einige Orte der Humusgewinnung in der Stadt vorstellen.

Techniken der Kompostierung

Es gibt verschiedene Techniken, wie Bio-Gut kompostiert werden kann. Welche Techniken man wählt, hängt vom persönlichen Alltag ab sowie von den räumlichen Möglichkeiten. Wir werden den Teilnehmer*innen Techniken vorstellen, die auch gut auf die Situation vieler Städter zugeschnitten sind: kleine Wohnung; kein eigener Garten; evtl. ein Balkon… Eine der für Städte geeigneten Techniken, die auch aus ökologischen Gesichtspunkten von großem Interesse ist, ist die Herstellung von Terra Preta. Im Anschluss an unsere dreitägige Bildungszeit werden die Teilnehmer*innen selbst Terra Preta herstellen können.

Ablauf und Methoden

Unser Programm umfasst drei Tage, jeweils mit einer Vormittags- und Nachmittagseinheit sowie einer längeren Mittagspause. Wir werden viele inhaltliche Inputs geben und Zeit für Fragen und Diskussionen haben, der Schwerpunkt liegt aber auf der praktischen Erfahrung, die wir im Format von Workshops vermitteln. Insgesamt sind es drei Workshops, die in Summe darauf hinauslaufen, dass die Teilnehmer*innen am Ende des Programmes in der Lage sein werden, Terra Preta selbst herzustellen: Bokashi, Indoor-Kompostierung mit Wurmkisten, Holzkohle herstellen. Daneben gibt es noch Mitmach-Spiele, anhand derer wir die ökologische Funktion des Bodens in einer greifbaren Weise diskutieren wollen. Nicht zuletzt werden wir im Format von Kieztouren Orte in Berlin besichtigen, an denen städtische Komposte geführt werden. Dort können verschiedene Techniken der Kompostierung vorgeführt und von den Teilnehmer*innen praktisch nachgemacht werden.

Tag 1

10:00 – 13:00 Vormittagsprogramm
10:00 – 10:30 Kennenlernen und Ankommen. Wir stellen das Programm vor
10:30 – 12:00 Austausch: Was machst Du schon? Hast Du einen Kompost? Beschäftigst Du Dich mit dem Thema Boden? Was machst Du mit den biologischen Abfällen?
12:00 – 13:00 Was ist eigentlich Kompost? Wir stellen die Hauptfaktoren vor, die einen gut geführten Kompost auszeichnen: Organismen, Luft, Wasser, Temperatur
13:00 – 14:00 Mittagspause
14:00 – 17:00 Nachmittagsprogramm
14:00 – 15:30 Welche Methoden der Kompostierung gibt es? Wir stellen die Kompost-Station im Prinzessinnengarten vor und vergleichen die Kompost-Methoden, die dort zum Einsatz kommen.
15:30 – 17:00 Praxiseinheit: wir verarbeiten Biogut in den Komposten der Kompost-Station. Dabei vertiefen wir die Frage, welche Pflege der Kompost braucht.

 

Tag 2

10:00 – 13:00 Vormittagsprogramm
10:00 – 10:30 Was machst Du mit dem Bio-Gut? Wir besprechen die Möglichkeiten und Schwierigkeiten, in der Stadt zu kompostieren
10:30 – 13:00 Praxiseinheit Bokashiworkshop: alle Teilnehmer*innen bauen sich einen Bokashi-Eimer zum Mitnehmen. Wir besprechen, wie man ihn befüllt und warum man das so macht.
13:00 – 14:00 Mittagspause
14:00 – 17:00 Nachmittagsprogramm
14:00 – 15:00 Praxiseinheit Indoor-Kompost: Wir zeigen wie eine Wurmkiste aufgebaut ist und wie man sie pflegt. Dabei legen wir gemeinsam eine neue an.
15:00 – 17:00 Kieztour: Wir stellen Euch den Prinzessinnengarten und das Allmende Kontor auf dem Tempelhofer Feld vor. Die Teilnehmer*innen erfahren etwas über die Geschichte des Urban Gardening in Berlin.

 

Tag 3

10:00 – 13:00 Vormittagsprogramm
10:00 – 11:30 Boden und Klima: Anhand von Mitmach-Beispielen kommen wir ins Gespräch über die Bedeutung von Boden, insbesondere auch als Speicher von Wasser, Nährstoffen und Kohlenstoff.
11:30 – 13:30 Praxiseinheit Terra Preta Workshop: Wir erläutern, was Terra Preta ist und wie man Holzkohle selbst herstellen kann. Gemeinsam mit den Teilnehmer*innen bauen wir Pyrolyse-Kocher, die sie mit nach Hause nehmen können.
13:30 – 15:00 Mittagspause

Auf den selbstgebauten Pyrolyse Kochern kochen wir gemeinsam eine Suppe

15:00 – 16:00 Nachmittagsprogramm
15:00 – 16:00 Abschlussrunde und Evaluation der Veranstaltung

 

Unsere Qualifikation

Miren Artola ist Gründerin des Projektes BodenschätzeN im Rahmen von workstation ideenwerkstadt berlin e.V. Seit Jahren beschäftigt sie sich mit dem Thema Boden. Sie leitet Workshops zu gärtnerischen Themen für Erwachsene und Projekttage in Bildung für nachhaltige Entwicklung für Kinder. Sie hat die Kompost-Station im Prinzessinnengarten in Berlin Neukölln partizipativ und mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher aufgebaut. Dort werden neue Möglichkeiten städtischer Kompost-Infrastruktur erforscht. Miren Artola ist Kulturantrhopologin und hat mehrere Urban Gardening Projekte in Berlin mitgegründet, unter anderem das Allmende Kontor auf dem Tempelhofer Feld.

Kirsten Vogeler ist promovierte Physikerin und Mitgründerin der Denkwerkstadt Nahrungswandel und von PilzWende. Sie beschäftigt sich seit Langem mit den Themen Fermentation und Pilzanbau und gibt Workshops in diesem Bereich. Mit der Denkwerkstadt Nahrungswandel ist sie Teil des EU-Projekts FoodSHIFT 2030.

Links

BodenschätzeN: https://workstation-berlin.org/projekte/bodenschaetzen/

workstation ideenwerkstadt berlin e.V.: https://workstation-berlin.org/

Denkwerkstadt Nahrungswandel: http://www.denkwerkstadt-berlin.de/

… bei foodshift2030: https://foodshift2030.eu/innovators/4341/

PilzWende: http://www.pilzwende.de/